The Red Back Book

Diese Sammlung von Orchestrierungen heißt eigentlich "Standard High-Class Rags", veröffentlicht von der Stark Music Company of St. Louis etwa um 1912. Den unter Musikern geläufigen Namen verdankt sie dem roten Einband der Notenhefte. Es gab sie für Flöte, Klarinette, Kornett, Posaune, 1. und 2. Geige, Cello, Bass, Piano und Schlagzeug, möglicherweise auch für 2. Kornett und Viola (Bratsche). John S. Stark hat für die Sammlung Rags ausgewählt, die er bereits in früheren Jahren erfolgreich als Klavierkompositionen verlegt hatte, vor allem Stücke seiner Starkomponisten Scott Joplin und James Scott. Die Orchestrierungen folgen streng den Klaviernoten. In wenigen Fällen sind andere Tonarten gewählt, die den Blasinstrumenten besser liegen als die Originaltonart. Die fünfzehn "klassischen" Rags der Sammlung sind unten links aufgeführt. Die Links zu den Instrumenten unten rechts ermöglichen den Download der Notenbücher als PDF-Dateien (Umschlaggestaltung Klaus Pehl; zeitgemäße Gestaltung der Noten Ragnar Hellspong nach dem historischen Vorbild.

Die Bezeichnung "klassisch" hat John S. Stark für die Rags seiner wichtigen Komponisten Scott Joplin und James Scott und deren Protégés in seiner Öffentlichkeitsarbeit verwendet. Es ging ihm darum, sie gegen die modischen Massenproduktion der New Yorker Verleger der "Tin Pan Alley" abzugrenzen. Die Sammlung muss unter Musikern sehr verbreitet gewesen sein. Beispielsweise besaß der New Orleans Trompeter Bunk Johnson die Hefte für alle Instrumente. Der Jazzforscher Bill Russel, der mit Bunk Johnson nach seiner Wiederentdeckung ab 1942 die ersten Schallplattenaufnahmen machte, hat die Bücher in seiner Sammlung aufbewahrt. Für seine letzten Aufnahmesitzungen zwischen 23. und 26. Dezember 1947 zusammen mit Ed Cuffee (tb), Garvin Bushell (cl), Don Kirkpatrick (p), Danny Barker (g), Wellman Braud (b) und Alphonse Steele (dr), bei Schallplattensammlern als "Bunk's Last Testament" bekannt, hat Bunk 4 von 12 Stücken aus dem "Red Back Book" ausgewählt: Hilarity Rag, The Minstrel Man, Kinklets und The Entertainer.


klaus.pehl@t-online.de; Klaus Pehl, Bonn, 23.12.20