Auftritte Archiv und Resonanz

Archiv und Resonanz:

Wann? Wo?

 Resonanz & Bilder

Mit dem Auftritt am 21.06.2015 zum 100-jährigen Bestehen des Frankfurter Zoos als städtischer Einrichtung hatte die RSF einen würdigen Abschlussauftritt, quasi zu ihrem 40-jährigen Bestehen, und zwar in der Besetzung (v.l.n.r.) Michael Freund (p), Barbara Dietsche (vc, voc), Jutta Klauer (b), Herbert Fennel (1st vl), Klaus Pehl (cl, ld), Horst Debnar-Daumler (co), Udo Beilborn (dr) und unser langjähriger "Ehemaliger" Harald Blöcher (tb). Jürgen Seeger (2nd vl) wie auch Christoph Wackerbarth (tb) waren leider verhindert.
Dokumentiert ist der letzte Auftritt an einem zunächst regnerischen, dann aber sonnenreichen Sonntag mit drei "Amateur"-Videos auf YouTube ("Maple Leaf Rag" Youtube - seit 1975 im Repertoire feat. Michael Freund; "Memories Of You" YouTube - seit 1983 im Repertoire, Barbara Dietsche mit einem Vocal; "High Society Society" YouTube - seit den 1980er Jahren im Repertoire mit Soli von Klaus Pehl, Harald Blöcher und Udo Beilborn).

Erstmals trat die inzwischen 38-jährige RSF im hessischen Grünberg auf und präsentierte im Rahmen der 2013er Fassung des "Jazz Meeting" des 1. Jazz-Clubs Grünberg e.V., "wie alles angefangen hat". Rags, Songs, Walzer, Märsche aus der Ragtime-Ära zu Beginn des 20. Jahrhunderts, lange bevor 1917 die O.D.J.B. ihre ersten Schallplatten vorlegte. Stücke im Programm wie "High Society" (1901) oder "That Teasin' Rag" (1909) nach historischen Band-Arrangements schlugen die Brücke zum aktuellen Hot-Jazz.
Viele Musiker der RSF kannten Grünberg und den Jazz-Club bestens aus ihren Auftritten in den Clubräumen am Bahnhof und freuten sich auf ein Wiedersehen mit dem Grünberger Publikum.
Die RSF stieß auf großes Wohlwollen der Zuhörer. Großer Beifall "zwang" sie zu mehreren Zugaben - unter leichten Beeinträchtigung der nachfolgenden Gruppe "Peter Glessing & His All Stars", die den Abend mit dem anderen Ende des Hot Jazz Spektrums gelungen abrundete.

Die inzwischen 37-jährige RSF kehrte nach der Premiere ihres Treemonisha-Projekts in 1995 das erste Mal mit ihrem aktuellen Programm in das Bürgerhaus Schwalbach zurück. In einem Ausflug in die populäre Musik der Vor-Jazz-Ära zu Beginn des 20. Jahrhunderts, präsentierte sie neben klassischen Rags als Band in der zeitgenössischen Besetzung Songs, Märsche und Stücke aus Musikshows dieser Zeit. Optisch wurde das Programm durch eine Bilder-Show mit den historischen Deckblättern der "Sheet Music", die als Ausgaben für Piano den Band-Arrangements zu Grunde liegen.

"... Es war ja nicht nur ein Ohrenschmaus, sondern auch ein Ausflug in die Musikgeschichte. Und ein dankbares Publikum." (aus der E-Mail einer Musiker-Kollegin "am Tag danach")

Für uns war das ein besonderer Abend, an dem wir Wiedersehen mit den lieben Freunden aus "Lilos Puppenbühne" (Lilo Schütrumpf, Else Schütrumpf, Dieter Kaspritz) als Mitwirkende im Treemonisha-Projekt feiern konnten. Auch illustre Ehemalige konnten wir begrüßen: Reimer von Essen (Erzähler im Treemonisha-Projekt und erster/langjähriger Pianist der RSF) sowie Horst Schwarz (erster/langjähriger Trompeter der Band), beide Eckpfeiler der Barrelhouse Jazzband Frankfurt.

  • Sonntag, 13. März '11
    17:00 - 20:00 Uhr
    "Patat", Erbacher Str. 17, 64720 Michelstadt
Die RSF  hat den frühen Sonntag Abend als gute Zeit für Auftritte entdeckt! Nach einer der letzten Aufführungen ihres "Treemonisha-Projekts" in 2001, bei der ihr eigentliches Programm eher Beiwerk war, war die RSF  wieder von der renommierten Kleinkunstbühne "Patat e.V." zu einem Auftritt eingeladen. Dieses Mal stand ihr Orchester-Repertoire mit Hits und wenig bekannten Exoten aus der Ragtime-Ära im Mittelpunkt. Besondere Aufmerksamkeit galt den Stücken, die in 2011 exakt 100 Jahre alt werden.

  • Sonntag, 24. Okt. '10
    18:00 - 20:00 Uhr
    "Alte Schule", Rheinstr. 72, 63329 Egelsbach
Veranstaltet von der Volkshochschule Egelsbach in den attraktiven Räumen ihrer Musikschule in der "Alten Schule" hat die RSF  ihr aktuelles Programm präsentiert: ein Streifzug durch die Hits und weniger bekannten Perlen aus der Ragtime-Ära (s. Plakat).

  • Freitag, 18. Jun. '10
    21:15 - 0:30 Uhr
    Jazzkeller Hanau, Philippsruher Allee 22, 63450 Hanau
Seit langen Jahren gastierte die RSF  einmal wieder im Jazzkeller Hanau. Dem Hanauer Publikum war die RSF  noch von dem Auftritt im Vorjahr im Garten des Olov-Palme-Haus ein paar hundert Meter weiter vertraut. Dem Ausflug zu einer hundertjährigen Musik in aktuellem Gewand - Rags, Songs, Märsche und Walzer aus der Ragtime-Ära - begegnete das Publikum mit herzlichem Wohlwollen.
  • Samstag, 14. Nov. '09
    20:30 - 21:45 Uhr
    Im Rahmen des Veranstaltung "A Night in New Orleans" des Jazz e.V. Offenbach, Büsing-Palais, Herrnstr., 63065 Offenbach
Eingerahmt von einem Barrelhouse/Boogie-Pianisten und einem Verbund der renommierten New Orleans Jazz Bands "Harald Blöchers Tailgate Jazzband" und den "Red Hot Beans" aus Offenbach gastierte die RSF  das erste Mal in ihrer Geschichte in der Nachbarstadt Offenbach. Die Musik der RSF präsentiert die besondere Art der New Orleans Orchester wie das von John Robichaux aus der Ragtime Ära. Kein Wunder, dass sie zur einer "Night in New Orleans" eingeladen wurde.
  • Freitag, 25. Sept. '09
    19:30 - 22:30 Uhr
    Im Rahmen des Reihe "New Orleans im Schanz"
    Schanz, Carl-Zeiss-Str. 6, 63165 Mühlheim
Seit Mitte des Jahres hat die von Harald Blöcher und Jutta Klauer gestaltete Reihe im "Schanz" mit Namen "New Orleans im Schanz" eine neue Heimstatt. Da passt ein Gastspiel der RSF bestens. Ist doch die RSF  die einzige deutsche Band die nach 100 Jahre alten Noten Ragtime in der Art eines New Orleans Orchesters präsentiert.
  • Sonntag 14, Juni 2009
  • 11:00 - 14:00 Uhr
    Olov-Palme Haus, Hanau
Auf Einladung der Agentur von Dieter Nentwig, einem Förderer der RSF seit ihrer Gründung Mitte der 1970er Jahre. hatten wir Gelegenheit an einem wunderschönen Sommermittag auf der Treppe des Olov-Palme-Haus den eindrucksvollen Park vor Augen unser Programm anzubieten. Bei den Zuhörern von jung bis alt - die Jazzreihe eignet sich hervorragend für Familienausflüge - kam die 100-jährige Musik bestens an, insbesondere unsere Erstaufführung von "Wall Street Rag" (Scott Joplin 1909): "Listening to the strains of genuine negro ragtime (brokers) forget their cares" - Den Klängen des original schwarzen Ragtime-Klängen lauschend, vergessen (die Zuhörer) ihre Sorgen!"

  • Mittwoch, 20. August '08
    17:00 - 20:00 Uhr
    Viktoria-Stuben, Anton-Dey-Str. 62, Mühlheim am Main
    Im Rahmen der Reihe "Jazz in den Viktoria-Stuben"

Ein denkwürdiger Auftritt! Das erste Mal seit 32 Jahre kam ich mit Notenständer, Verstärkeranlage usw. wegen ungewöhnlicher Umstände zu spät an die Spielstätte der RSF ! ... und habe sie auch ziemlich gestresst wieder verlassen. Dass der Auftritt gleichzeitig den Abschied von den Viktoria-Stuben mit der New Orleans Jazz Reihe darstellte, wird ursächlich damit nichts zu tun gehabt haben. Für 2009 wird eine neue Heimstatt gesucht.

  • Sonntag, 29. Juni '08
    11:00 - 13:30 Uhr
    Im Rahmen des Festivals "Bingen swingt!"
    Bühne Rhein-Nahe-Eck, Bingen

Seit über 10 Jahren hat sich das Jazzfestival der Stadt Bingen "Bingen swingt!" an drei Tagen des letzten Juni-Wochenendes als wichtiger Treffpunkt aller Freunde swingender Musik etabliert www.bingen-swingt.de. Keine Frage, auch Ragtime als historisch älteste Musik, die auf dem Festival jemals gespielt wurde, swingt. Da sind die akademischen Diskussionen, ob Ragtime überhaupt swingen "darf" ziemlich unwichtig. Count Basies geniales Kriterium "music to tab your feet with" ist das Ausschlaggebende.

Denkwürdiger Rückblick: Auf einer großen Bühne an einem wunderschönen Sommertag ein schöner Auftritt mit einem "einmaligen" Blechsatz: unserem langjährigen Freund Herbert Christ als Vertretung am Kornett hätte der Doktor eigentlich einen Auftritt verbieten sollen und unser Posaunist musste krankheitshalber kurzfristig passen. In Fußballersprache: Wir haben uns stark ersatzgeschwächt achtbar geschlagen.

  • 10. Juni '06 11:00 - 14:00 Uhr
    Marktplatz, Homburg (Saar)
    Im Rahmen des "Jazzsommer"
An einem sehr, sehr heißen, sehr schönen Sommertag ...

Der erste Auftritt mit unseren neuen Mitgliedern Barbara Dietsche (vc) und Hans-Georg Klauer (dr), tragischerweise auch dessen letzter mit uns vor seinem Tod am 10. Februar 2007.

Das wetterfeste Zelt hat sich gelohnt: Dauerregen, aber beste Stimmung mit den Mitgliedern der eingeladenen Garden und Musikvereinen! Seit langer Zeit wieder mit Reimer von Essen (p; kaum zu sehen) und als Gast am Cello Barbara Dietsche (auch kaum zu sehen; das machen wir nicht aus Grundsatz so mit unseren Gästen).
  • 6. Aug. '05 11:30 - 14:30 Uhr
    Quellenpark, Bad Soden/Ts. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Jazz im Quellenpark"
Eine Sommerferien halber denkwürdige Besetzung: Reimer von Essen Klarinette und der Klarinettist Klaus Pehl rückt mit dem Sopransaxophon auf den Kornettstuhl (nicht "im Bild"). Gast am Cello ist Barbara Dietsche.
... ausgefallen wegen Dauerregen, aber mit guter Aussicht auf eine Wiederholung!
Mit einem Konzert zum hundertsten "Geburtstag" der Scott Joplin Komposition "The Entertainer" präsentierte die Ragtime Society Frankfurt beim Jazzclub Rheinhessen ein mitreißendes Konzert in der Anhäuser Mühle in Monsheim.

"Das Melodiefragment aus „The Entertainer“ zieht sich wie ein running Gag durch das Konzert, bis die Ragtime Society Frankfurt schließlich die bekannte Komposition des Pianisten und Komponisten Scott Joplin aus der Wende des 19. zum 20. Jahrhunderts spielte - erst als Piano-Solo und anschließend das Band-Arrangement. Doch Joplin – auch wenn er der berühmteste der Ragtime-Musiker gewesen war - ist für die neun Musiker aus der Main-Metropole nicht der einzige, aus deren Fundus sie schöpfen. Joseph Lamb, Charles Cook, Spencer Williams, Henry Fillmore und andere werden mit ihren charakteristischen Kompositionen, in denen die Folklore der amerikanischen Neger mit ihrer Off-Beat-Rhythmik stark synkopiert in die Liedformen der europäischen Salonmusik eingebunden sowie mit Elementen der Klavier-Romantik versehen wird, ebenfalls zitiert. Die Ragtime Society spielt nicht nur in der über die Ragtime-Bands hinaus erweiterten Besetzung der Salonorchester mit Piano, Geigen, Cello, Bass, mit Klarinette, Kornett, Posaune und Schlagzeug. Sie versucht als Chronist der Jazzgeschichte die Arrangements des weitgehend notierten Ragtime authentisch zu interpretieren. Improvisationen sind selten und nur in den „ad lib“-Passagen vorgesehen, doch die Band erlaubt sich wie in „High Society“ hin und wieder eine Öffnung hin zum späteren New Orleans Jazz – eine Gelegenheit, die sich vor allem Posaunist Harald Blöcher nicht entgegen lässt. Mit sattem, kraftvollem und gleißendem Ton des Blechs glänzt er so in dem orientalisch eingefärbten „Hindustan“ mit einem Solo, das von Klarinettist und Bandleader Klaus Pehl vielfach verzierend umspielt wird. Blöcher auf den Leib geschrieben scheint die Komposition „Lassus Trombone“ mit langgezogenen Melodiebögen und den verschmierenden Gleittönen auf der Zugposaune. Wie ein Streichquartett geklungen hätte, wenn es zur Ragtime-Zeit als solches konzipiert worden wäre, erlebten die Zuhörer beim Konzert des Jazzclubs Rheinhessen in der ausverkauften Anhäuser Mühle in Monsheim (bei Worms) in „Pretty Baby“. Und weil „The Entertainer“ als Motto des Abends verpflichtet, bewährte sich Schlagzeuger Peter Hermann in „Ballin´The Jack“ als Sänger und Vortänzer gleichermaßen. Außerhalb der notierten Tutti-Passagen beleben die Chorusse des Posaunisten Harald Blöcher und des Kornettisten Horst Debnar-Daumler, die Soli Klaus Pehls auf der Klarinette, die Parts des Pianisten Michael Freund sowie ein seltenes Geigen-Solo von Herbert Fennel, die elegant wirkenden und präzise gespielten Rags. Eher unauffällig ohne Solo, aber solide stützend und den Klang abrundend, sind Geiger Jürgen Seeger und die Bassisten Jutta Klauer mit von der Partie. Und so spielt die Band in der klassischen Orchestrierung, wie sie die Sammlung des berühmten „Red Back Books“ aus dem Jahr 1912 vorsieht, in einer der Zugaben nochmals den „Entertainer“ – der als Komposition in diesem Dezember 100 Jahre alt wird – gefeiert von dem Publikum, das auf Einladung des Jazzclubs (in enger Zusammenarbeit mit der Verbandsgemeinde Monsheim) den Weg durch Nacht, Nebel und Regen zur Anhäuser Mühle nicht zu bereuen brauchte. Arrangiert hatte das Ereignis Clubmitglied Ludwig Lang, bei dem sich die Band mit einen Faksimile des Titels der Entertainer-Noten bedankte."

Höchster Kreisblatt vom 5.11.2002 entnommen http://www.musikforum-kriftel.de

Lautloses Puppenspiel zu einer Oper ohne Gesang

Von Ulrike Kleinekoenen

Kriftel. Eine Oper ohne Gesang. Statt stimmgewaltiger Arien erklingen Kornett, Posaune und Streicher, begleitet von Puppen, denen mit den Händen lautlose Mimik eingehaucht wird. In einer eigenwilligen wie interessanten Interpretation bringt die Ragtime Society Frankfurt seit sieben Jahren gemeinsam mit Lilos Puppenbühne die Oper "Treemonisha" von Scott Joplin auf die Bühne. Am Sonntagnachmittag fand sie im Rat- und Bürgerhaus ein erlesenes Publikum von knapp 50 Musikliebhabern.

Ein Stück seiner eigenen Biographie hatte der Afro-Amerikaner Scott Joplin Anfang des 20. Jahrhunderts in seiner Oper "Treemonisha" geschrieben. Als Sohn ehemaliger Sklaven 1868 in der kleinen Stadt Texarkana, nahe Little Rock, im US-Bundesstaat Arkansas, geboren, ließen ihm die Eltern eine musikalische Ausbildung angedeihen. Parallelen sind unübersehbar zum Lebenslauf der Heldin seiner Oper, mit der er die Forderung einer Bildung für Schwarze weitergeben wollte. Eine Moral, die Joplin auf der euro-amerikanisch beherrschten Opernbühne damals nicht verkaufen konnte. Erst 1974, Jahrzehnte nach seinem Tod, wurde das Stück zum ersten Mal aufgeführt. Insgesamt blieb die Zahl der Inszenierungen sehr gering.

Vor etwa zehn Jahren hat sich die Ragtime Society Frankfurt des Stücks von Scott Joplin angenommen, der sich mit zahlreichen Hits in der kurzen Ragtime-Ära hervorgetan hatte. Aus der Original-Klavierfassung von "Treemonisha", die eigentlich als klassische Oper aufgeführt worden war, hat Klaus Pehl Szenen und Motive für das Ragtime-Orchester bearbeitet. Zur Darstellung dieses "etwas naiven Missionsgedankens" des Komponisten Joplin, bediente sich das Frankfurter Orchester der Darstellung durch die Puppen. "Es sind die wahren musikalischen Perlen in vollendeter Ragtime-Art, die es zu bewahren gilt", so der Erzähler Reimer von Essen, der das Publikum durch die Handlung der Oper führt.

Doch fast mehr Begeisterung als für diese Opern-Interpretation konnte das Krifteler Publikum den klassischen Stücken aus der populären Ragtime-Zeit aus Jahrhundertwende abgewinnen. "Some days sweetheart", komponiert von den Brüdern Benjamin und Jerome Spikes, spiegelt deutlich die Nähe des Rag zur europäischen Salonmusik wieder. In den vielfältig synkopierten Melodien erkennt man jedoch die wahren Vorfahren dieser Musik in den Banjo-Spielern der Sklavenhütten auf Baumwollplantagen. Seine ganze Klangfülle zeigte das neunköpfige Ensemble, das mit Kornett, Posaune, Piano, Klarinette, Bass und Schlagzeug in der typischen Besetzung eines New Orleans Salon-Orchesters der Ragtime Ära spielte, in dem "St. Louis Tickle" aus dem Jahr 1904. Viel Applaus gab es für den bekannten "Entertainer", der ebenfalls aus der Feder des legendären Scott Joplin stammt.

Aus den Krifteler Nachrichten vom 8.11.2002 entnommen http://www.musikforum-kriftel.de

Puppenspiel ersetzte Opernarien

von Dietmar Vollmert

Dem Lebenstraum, wenigstens eine Oper zu komponieren, hingen sie wohl alle nach, mit mehr, weniger oder aber keinem Erfolg : Beethoven, Schubert, Schumann, Brahms, Mahler, Gershwin und eben auch Scott Joplin, "The King of Ragtime", dem es nicht vergönnt war, jemals einer Aufführung seiner Oper "Treemonisha" beizuwohnen. Erst 1974, 57 Jahre nach seinem Tod, ging das Werk in Houston (Texas) erstmals in Szene und beeindruckte die Öffentlichkeit mit durchaus opernhafter Handlung und Musik. Die tragische Fallhöhe ist gering, die Nähe zur deutschen Spieloper unüberhör- und sehbar, wobei es fraglich ist, wie sehr sich der Autor auf dem Gebiet der Oper tatsächlich auskannte.

Das Resultat, soweit anhand der in Kriftel angebotenen Szenen und Motive nachprüfbar, ist eindrucksvoll. Es ist das große Verdienst der Ragtime Society Frankfurt (RSF), im Zusammenwirken mit Lilos Puppenbühne, einem quasi verschollenen Werk neues, pralles Leben eingehaucht zu haben! Ein dickes Lob gebührt Klaus Pehl für die sensible, schlüssige Orchestrierung der Klavierfassung. Engagiert und temperamentvoll interpretierten die neun Instrumentalisten Joplins Opus, profilierten sich gar als Chor, dem die leider (zu) knappe vokale Präsentation oblag. Gern hätte der Opernfreund natürlich ein paar der Arien und Ensembles gehört, wurde jedoch durch die phantasievolle szenische Umsetzung mehr als entschädigt. Lilo Schütrumpf, assistiert von Else Rauschelbach und Diether Caspritz, bezauberte mit liebevoll gefertigten Puppen und Kulissen das begeisterte Publikum im Rat -und Bürgerhaus. Sie alle und nicht zuletzt der suggestive Erzähler Reimer von Essen schufen eine dichte Atmosphäre, die ihre Sogwirkung auf das Auditorium nicht verfehlte.

Unvergesslich z. B. die No. 13 (Frolic of the bears), die szenisch und musikalisch überrumpelte. Bei den Tänzen und Intermezzi beweist Scott Joplin ohnehin sein singuläres Talent, das man zuvor, als Einstimmung auf die Oper, bei Stücken wie "The Entertainer" und "Maple Leaf Rag" bewundern konnte.

Bei diesen und anderen Rags der Vor-Jazz-Ära bewies die seit 1975 bestehende RSF hohe Professionalität, Kompetenz und Homogenität in Klang und Zusammenspiel, wobei die gelungene Integration der kleinen Streichergruppe (Violinen, Violoncello) ein besonders reizvolles Plus darstellt. Wie alle anderen sind Herbert Fennel, Jürgen Seeger und Thomas Spahn Meister ihres Fachs. Zu den Streichern gesellen sich die Blechbläser Horst Debnar-Daumler (Kornett) und Harald Blöcher (Posaune), der einzige Holzbläser Klaus Pehl (Klarinette), die ihren Kontrabass gekonnt zupfende Jutta Klauer, sowie Michael Freund am Klavier und Peter Hermann am Schlagzeug. Die Ragtime Society Frankfurt und Lilos Puppenbühne haben ihrem Publikum in Kriftel einen unvergesslichen Nachmittag bereitet. Dafür sei ihnen von Herzen gedankt. Yeah!

 

  • 15. Dez. '01 "Patat" Michelstadt RSF & "Treemonisha-Projekt"